Lese-Reihe: „Israel. Eine Korrespondenz“ von Navid Kermani und Natan Sznaider

„Ich wollte gerne ein aufgeklärter Europäer im Nahen Osten sein, wollte lieber in einem gerechten liberalen Ort leben….“

Navid Kermani und Natan Sznaider führten im Frühjahr 2002, ein halbes Jahr nach 9/11 und während der sogenannten zweiten Intifada eine freundschaftliche Korrespondenz mit sehr gegensätzlichen Perspektiven auf den bis dahin unvorstellbar eskalierten israelisch-palästinensischen Konflikt. Bereits damals verfolgte die Hamas mit barbarischen Selbstmord-Attentaten in vollbesetzten Restaurants und belebten Märkten in Israel eine Politik der Sabotage von Friedensinitiativen und hatte Erfolg: die Friedensbewegung in der israelischen Bevölkerung wurde marginalisiert – die nationalistischen Hardliner übernahmen die israelische Politik.

Anlässlich des barbarischen Terror-Überfalls der Hamas vom 7. Oktober, des darauf folgen­den Krieges in Gaza und der diese Entwicklung begleitenden, weltweit bestürzenden Diskurse – Stichwort „Kontextualisierung“ – hat der Hanser-Verlag vor kurzem die Korrespondenz mit einem aktuellen Vorwort wieder aufgelegt.

„Wir lernten von­einander, dass jeder von uns vielleicht auch denken würde wie der andere, wenn ihn dessen Erlebnisse und Erfahrungen geprägt hätten“ schreiben die beiden Autoren in ihrem aktuellen Vorwort.

In der Wolle gefärbte Antisemiten und islamistische Hardliner wird eine solche Korres­pon­denz nicht beeindrucken.  Aber für die vielen menschlich und moralisch von den Ereig­nissen überwältigten und zutiefst verunsicherten – nicht selten historisch und politisch naiven – ZeitgenossInnen in unserem Land könnte die Korrespondenz ein Modell anbieten, wie man sich zu den aktuellen Ereignissen in Israel/Palästina verhalten könnte. Denn so wichtig ent­schiedene öffentliche Parteinahmen von Repräsentanten der „Politik“ und der „Verbände“ gegen Antisemitismus und Anti-Islamismus heute sind: sie erreichen wohl kaum die empa­thisch begründeten Urteile, Empörungen und Sorgen in den Herzen „der Bevölkerung“.

Wir veranstalten im Dezember und Januar eine Lese-Reihe

In Frankfurt und Umgebung tragen Schauspielerinnen und Schauspieler, „öffentliche
Personen“ und Repräsentantinnen und Repräsentanten von Institutionen, deren Autorität
und Integrität in den aktuellen Diskursen von Gewicht ist, Auszüge aus der Korrespondenz
von Kermani/Sznaider vor.

Die nächsten Lesungen

Weitere Termine in Planung:

Dritte Dezember-Woche: Theater Willy Praml / Naxoshalle
Lesung von Willy Praml und Michael Weber mit anschließender Diskussion.
(Termin wird demnächst mitgeteilt)  https://theaterwillypraml.de/

Januar 2024: Lesung  Katharina Bach und Alexander Brill
Frankfurt. Ort und Termin noch in Klärung

Marienkirche in BüdingenEvangelisches Dekanat Büdinger Land
 Lesung mit  Edgar M- Boehlke und Alexander Brill(angefragt)

Orte der Verstörung – Orte der Erinnerung: Jörg Skribeleit

Am 13.11. um 18 Uhr ist Jörg Skriebeleit von der Gedenkstätte Flossenbürg zu Gast zum Thema Orte der Verstörung – Orte der Erinnerung.

Was sind „Verstörungsorte“? Orte, in der Stadt oder auf dem Land, die sich nicht einpassen in das Schöne, Gemütliche – sie erinnern wie ein Stachel an das Böse, das Vergangene, das nicht vergeht. Die dem Vergessen im Weg stehen.

Wir stellen die These auf, dass solche Orte nur dann diese Rolle erfüllen, also beitragen zum „Nichtvergessen“, wenn es dort eine aktive Gruppe gibt, die mit ihrer Arbeit an die Geschichte erinnert.

Wir sind selbst gespannt auf die Beiträge und die folgende Diskussion und würden uns freuen, wenn Sie diese Veranstaltung besuchen würden.

Presseerklärung der Initiative 9. November e.V.

Bild vom Hochbunker mit den Namen der Kubuzze

Zum Gedenken an die Opfer des Massakers der Hamas am 7.10.2023 und als Reaktion auf den am vergangenen Mittwoch auf die Bunkerwand gesprühten antisemitischen/antizionistischen Text, haben wir die Namen einiger Orte, in denen Hamas Menschen massakriert hat, auf die Bunkerwand geschrieben: Nir Oz, Be´eri, Nahal Oz, Kfar Aza. Sie sollen als das absolut Böse in unsere Sprache Eingang finden, in eine Reihe mit Sabra und Shatila, Srebrenica und Butscha.

Renata Berlin,
Vorstand der Initiative 9. November e. V.